19. Faakersee-Open 2003 von Andreas STEGER Den Faakersee nahe Villach in Kärnten hatte ich mir dieses Jahr als Urlaubsziel ausgesucht. Darüber hinaus bot sich die Gelegenheit in Latschach an einem Schachturnier teilzunehmen. Der Schachclub ASKÖ Finkenstein mit dem eifrigen Obmann Josef Gallob richtete dort zum 19. Mal sein offenes, internationales Turnier aus, für mich war es der erste Start an einem derartigen Turnier überhaupt. Die Veranstalter richten sich besonders an solche Schachfreunde, die in dieser Gegend ihren Urlaub verbringen wollen und Schachspieler aus vielen anderen Ländern "die Hand reichen" wollen. Dem entsprechend waren die Beginnzeiten angepasst: Am Nachmittag das Freizeitangebot genießen - und am Abend Schach spielen! Einziger Wermutstropfen war die in ganz Europa herrschende Hitzewelle, die am Samstag Nachmittag bei der ersten Runde und am Sonntag während der Doppelrunde für heiße Schachpartien sorgte. Mit drei IM's und sieben FM's war das Turnier recht gut besetzt. 51 der 124 Teilnehmer (aus Österreich, Deutschland, Solwenien, Italien, Rumänien, Kroatien, Russland und der Ukraine) hatten eine Elozahl von über 2000, ich war mit Elo 1468 "nur" die Nummer 111. Die Hoffnungen auf einen attraktiven Gegner erfüllten sich bereits in der... ersten Runde: Francesco Sgaravatti (2034), Meisterkandidat aus Padua, setzte mir eine Eröffnungsvariante vor, mit der er bereits gegen IM Rossi erfolgreich war. Ich kann mich fast vier Stunden zäh verteidigen, schließlich setzt sich seine Routine durch. "Du spielst viel stärker als du Elozahlen hast", sagt er mir nach der Partie. Zweite Runde: Mein Gegner ist der Österreicher Walter Peierl und hat 1815 Elo. Eine kuriose Partie: im 20. Zug habe ich bereits einen Bauern auf der siebten Reihe, er kann aber am Königsflügel heftig angreifen, sodass ich im 27. Zug einen Springer hergeben muss. Wenige Züge später kann ich die Figur zurückgewinnen und im 38. Zug den Bauern umwandeln. Mit zwei weißen Damen auf dem Brett ist die Übermacht derart groß, dass mein Gegner aufgibt. Der Freude über den Sieg folgt in der Analyse die große Ernüchterung: es war eine einzige Patzerpartie. Dritte Runde: Mit 50 Prozent der möglichen Punkte mache ich mich mit der Hoffnung auf einen weiteren attraktiven Gegner in den Turniersaal auf. Ich werde nicht enttäuscht: gegen Robert Spitzl (Deutschland, 1960) waren meine Energien durch die Vormittagspartie aufgebracht, dazu kamen Konzentrationsmängel durch die Hitze im Turniersaal und zahlreiche Fehler. Nach zweieinhalb Stunden hatte ich keine Lust mehr und gab auf. Vierte Runde: Zum ersten Mal in einer Turnierpartie muss ich gegen eine Frau spielen. Tina Jeric (1736) ist etwa 15 oder 16 Jahre alt und die Tochter von IM Simon Jeric. Sie nützt kleinere Fehler eiskalt aus und führt ein Endspiel Turm gegen zwei Läufer herbei. Ich habe keine Chance und zum ersten Mal seit dem 2. Dezember 2000 (!) muß ich eine Turnierpartie mit den weißen Figuren aufgeben. Fünfte Runde: "Sicher bekomme ich diesmal einen leichteren Gegner" dachte ich mir, als ich zur fünften Runde im Turniersaal antrete. Mit einem Punkt aus vier Partien waren solche Hoffnungen auch berechtigt. Doch mein Gegner dieser Runde hatte Elo 1887. Peter Meffert vom Schachclub Vösendorf hebt meine Stellung mit einem feinen Springermanöver aus. Sechste Runde: Endlich ein "leichter" Gegner: Mag. Paulina Fauland (1332) kann in den ersten Zügen viel Druck erzeugen. Dann verliert sie unnötig einen Bauern, den materiellen Vorteil kann ich ausnützen und meinen zweiten Sieg feiern. Übrigens: Die Namengleichheit kommt nicht zufällig, sie ist die Mutter von IM Alexander Fauland. Ich unterhalte mich nach der Partie noch lange und gut mit ihr. Siebte Runde: Ich gehe wieder motiviert zur Sache und glaube an einen weiteren Sieg gegen Wilhelm Edlinger (Elo 1552). Gerade in dem Moment, als ich die Figuren zu aktivieren beginne, unterläuft mir ein fürchterlicher Fehler, der einen Qualitätsverlust zur Folge hat. Nach einer ganzen Serie von präzisen Zügen unterschreibe ich schließlich die Null auf dem Turnierformular - um danach so schnell wie möglich und enttäuscht den Turniersaal zu verlassen. Draußen treffe ich den Favoriten IM Okhotnik: Ich wechsle ein paar Worte mit ihm und wünsche ihm für das Turnier viel Glück. Achte Runde: Wieder mit den weißen Figuren spiele ich diesmal gegen den Münchener Erich Rochleder (1417). Endlich eine interessante Partie, obwohl ich 15, 20 Züge selbst spiele wie ein Anfänger. Doch ich kann mich in die Partie steigern und es gelingt mir, mit dem Springerpaar gegen das Läuferpaar zu gewinnen. Neunte Runde: Die letzte Runde fand leider ohne mich statt. Der Urlaub neigte sich dem Ende zu und die Kinder konnten die Heimfahrt nicht mehr erwarten. Mit 3 Punkten aus 8 und einem kräftigen Elo-Zuwachs bei der SSB-Eloberechnung durfte ich mehr als zufrieden sein.
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